Juli 2009

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Panorama-Foto: Fingal Bay

Hier gibt's Futter: An Port Stephens' Leuchtturm

Zur Feier des (Geburts-)Tages: Jonas erste Auster ...

... und Sandkuchen für Niklas

Urlaub in Fingal Bay. Dank Claudias umfassenden Netzwerk an genauso frischgebackenen Mamis und Papis, wie wir das sind, vergeht seit Mai kaum ein Tag ohne Einladung zu einem Ersten Kindergeburtstag. Und mit schöner Regelmäßigkeit findet sich ein paar Tage nach der Feier in der Inbox die E-Mail mit den obligatorischen Fotos und dem kleinlauten Eingeständnis, dass die Party eher ein Schlag ins Wasser war. Denn die Kleinen wissen natürlich noch nicht, was all das Aufhebens denn bedeutet, und sind am Ende eines solchen Tages, der sie aus der gewohnten Routine reisst, fix und fertig und entsprechend quengelig.

Wir beschließen daher, an Niklas' und Jonas' "Erstem" auszubüchsen und den Tag als Familie zu feiern. Claudia bucht uns für fünf Tage ein Strandhaus auf einem Campingplatz in Fingal Bay, 200km nördlich von Sydney neben Port Stephens gelegen, das Euch vielleicht aus früheren Berichten ein Begriff ist.

Die tägliche Routine — Grund dafür, dass unsere beiden so vergleichsweise und oft bewundert "pflegeleicht" sind — wird hier leicht variiert und um neue Bestandteile ergänzt: Wie in Sydney beginnt der Tag gegen 7 Uhr mit einer ersten Flasche Milch für Jonas und Niklas, gefolgt von Frühstück für die beiden und anschließend uns. Hier in Fingal Bay lassen wir uns aber die Chance nicht entgehen, direkt danach die Kinder auf die Schulter zu setzen und ein paar hundert Meter entlang des Strandes vor unserer Behausung zu marschieren. Claudia und Peter nutzen die allmorgendliche Schlafphase der Lütten für einen kurzen Dipp in den Ozean. Was für ein Winter! Und anschliessend machen wir uns auf den Weg nach Port Stephens, wo Straßencafés und kleine Boutiquen zum Seele-Baumelnlassen einladen. Ein kurzer Spaziergang bringt uns auf die steile Klippe oberhalb der Bucht, auf der der Leuchtturm steht. (Am Rande bemerkt: Den Kinderwagen mit zwei Kleinkindern hier hinaufzuschieben, macht in dieser Woche unseren ausgefallenen Besuch des Fitness-Studios allemal wett ...) Vor dem Mittagessen spielen Jonas und Niklas hier oben auf der Wiese, bekommen dann Lunch, und wir nutzen die Zeit des anschliessenden Mittagsschlafs, um selbst in ein Sandwich zu beissen.

"Daheim" in Fingal Bay werden die Spiel- und Badeutensilien zusammengepackt und geht es für eine Stunde an den Strand, wo Niklas und Jonas zunehmend mutiger das Medium Sand erkunden (sprich: essen ...) Gemeinsames Bad, Abendfütterung, Spielzeit runden den Tag für sie ab, so dass sie gegen 19 Uhr wie gewohnt — und hier sogar noch müder als sonst — ins Bett fallen. Der kurze Rest des Tages gehört den ziemlich erschlagenen Eltern.

Ach so, was denn nun am Geburtstag anders war? Dank Routine nicht viel. Natürlich hatten wir ein paar Geschenke im Reisegepäck, selbst gekaufte und zugesandte, so dass Niklas und Jonas richtig viel Spass am Zerreissen von Papier hatten. Das war aber so anstrengend und aufregend, dass wir die Hälfte der Päckchen für die folgenden Tage aufhoben, so dass die beiden ihre neuen Errungenschaften auch wirklich testen und genießen konnten. Richtig spielen werden sie mit vielem erst in ein paar Monaten; am Geburtstag hatte oft die Verpackung mehr Reiz als der Inhalt. Ein dickes Dankeschön an alle , die unsere Wonneproppen so reich bedachten!

Bitte keine Pferde auf dem Aussichtsdampfer

Regularien. Gemeinhin sagt man ja der europäischen und deutschen Bürokratie einen Hang zur Regulierungswut nach. Interessanterweise stehen aber die Australier, sonst "laid back", entspannt und locker, dem kaum nach. Und tatsächlich wäre es eine reizvolle Aufgabe, die skurrilen Highlights dieses Amtsschimmel-Wieherns mal zu sammeln. So haben es uns z. B. die entlang der Autobahn aufgestellten Schilder angetan, die anraten, doch bitt'schön, falls es einem nichts ausmacht, nicht einfach anzuhalten oder zu wenden. Ob man das Geld für diese Ausschilderung vielleicht besser in die Fahrerausbildung investieren sollte? Eine weitere hinterfragenswerte Aufforderung ist die, nur vorwärts (oder an anderer Stelle rückwärts) einzuparken. An Rolltreppen findet man die Gebrauchsanweisung, auf welcher Seite man stehen solle, damit ungeduldigere Zeitgenossen (oder Fitness-Fanatiker) überholen können. Und als Verfeinerung dieser Regel, die den Alltag so stark erleichtert, machen Pfeile an Treppen unmissverständlich klar, wo's rauf und wo runter geht.

Im Gegensatz zu den beiden erstgenannten Regeln wird hier immerhin kein Bußgeld angedroht. Oft aber folgt der Aufforderung auch gleich der Nachsatz "penalty exceeds ..." — "die Strafe beträgt mindestens ..." Denn natürlich unterliegt auch das australische Bußgeld jährlichen inflationsbedingten Anpassungen, und so geschickt formuliert muss man zumindest nicht dauernd die Schilder austauschen.

Wie die Australier (und wir) mit diesem Regelwerk umgehen? Nun, mit gesundem Menschenverstand. Und so kommen einem auf der Treppe weiterhin Menschen auf der "falschen" Seite entgegen, radeln Fahrradfahrer entlang eines zehn Meter langen Bauzauns (statt abzusteigen), wird am leeren Strand Volleyball gespielt. Die Anzahl der auf der Autobahn parkenden und wendenden Autos hält sich aber tatsächlich in Grenzen. Immerhin hier zeigen die Schilder also ihre Wirkung!

200 Meter Klippe (und dann geht's runter)

Was für ein Picknick-Spot!

Wandern in den Blue Mountains und entlang des Great North Walk. Dank Kindermädchen können Claudia und Peter sich im Juli 2009 zwei Sonntage "Auszeit" gönnen und in ihr "voriges Leben" abdriften, als noch solche Dinge wie Kajaken oder Wandern unsere langweiligen, kinderlosen Wochenenden ausfüllen mussten ... Zwei Wandervorschläge wollen wir denen ans Herz legen, die den Weg nach Sydney schaffen.

Da ist zum einen der Blue Mountains Nationalpark bei Wentworth Falls. Wie überall in den Blue Mountains begrenzen schroffe Klippen das Hochplateau, geht es hunderte Meter senkrecht in die Tiefe, ehe das Terrain dann langsamer, aber noch um mehrere weitere hundert Meter, zur Canyon-Mitte hin abfällt. Hier bei Wentworth Falls gibt es drei Wanderwege: Einer führt am oberen Klippenrand entlang. Ein anderer, ausgeschildert als "nur für erfahrene Wanderer", geht über steile Stiegen hinab an den Rand der Klippe und führt dort am Saum der Bewaldung entlang, ehe es durch eine spektakuläre Schlucht voller Wasserfälle wieder bergauf geht. Diesen Weg hatten wir in einem vorigen Monatsbericht mal kurz vorgestellt. Der dritte Weg — und das ist die Besonderheit — ist auf halber Höhe in die Felswand geschlagen. Er war lange Zeit wegen Schäden in Folge von Waldbränden gesperrt gewesen, präsentiert sich Mitte 2009 aber in hervorragend renovierter Form. Wir überqueren den Wasserfall, der einige hundert Meter vom Parkplatz entfernt die Klippe überspringt, steigen bis auf halbe Höhe hinab ins Tal und erkunden diesen Weg. Als wir an den Aufstieg kommen, sind erst etwa zwei Stunden vergangen, so dass wir stattdessen tiefer ins Tal hinabsteigen, am unteren Klippenrand entlang wandern und schließlich die ganze Klippe auf steilen Wegen, Treppen und Leitern erklimmen müssen. Eine kleine Strapaze im Vergleich zu dem Lohn, den Abgeschiedenheit, Aussicht und Natuererlebnis einem bescheren.

Nachdem wir nun Blut geleckt haben, schnüren wir am folgenden Wochenende gleich wieder die Wanderstiefel. Diesmal beginnt unser Weg nur einige Kilometer von Zuhause entfernt. Im Januar 2005 hatten wir uns, damals noch mit Kevin und Sue, daran gemacht, den Great North Walk entlang zu wandern, eine mehrtägige Tour, die Sydney mit Newcastle im Norden verbindet. Nun knüpfen Claudia und Peter an diese erste Etappe an, fahren mit dem Auto ins acht Minuten entfernte Thornleigh und tauchen schon nach wenigen Minuten, als die Bebauung dünner und dünner geworden ist, ab in wunderschöne Schluchten mit cremefarbenem Sandstein, leise plätschernden Bächen und dem Geruch von Eucalyptus. Einen der Wasserfälle erklären wir spontan zu unserem Lieblingspicknickflecken auf Sydneys Gemarkung, so schön sind er und die glatt geschliffenen Felsen, auf denen wir unsere Sandwiches genießen. Wir schaffen die Etappe bis Berowra nicht ganz. An einem populären Park für Tagesausflügler, der entlang des Weges liegt, finden wir aber einen netten Zeitgenossen, der uns im Auto bis zum Bahnhof bringt. Und von dort aus sind es nur wenige Stationen zu unserem Auto, so dass wir rechtzeitig zurück sind, um dem allabendlichen Abendessenspektakel von Niklas und Jonas beizuwohnen.