Oktober 2002

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Straßencafé in The Rocks

Vorweg: Die Verfasser dieser Monatsberichte wünschen sich das Gerüche vermittelnde Web, um der geneigten Leserschaft einen kleinen Eindruck von den olfaktorischen Überschwenglichkeiten Sydneys zu dieser Jahreszeit zu teilen: Die Frühlingssträucher und -blumen duften überschwenglich.

Zum Thema: In diesem Monat haben wir vier Schwerpunkte ausgewählt: Siegfried und Elke in Sydney, Segeln auf den Whitsunday Inseln, Balmain Regatta, Bierbrauerin Claudia.

Elke und Siegfried zu Besuch in Sydney

Siegfried und Elke in Sydney. Anfang Oktober kommen Elke und Siegfried aus Deutschland zu Besuch, unsere ersten Gäste aus der alten Heimat. Leider legt der Frühling gerade in ihren ersten drei Tagen eine Pause ein und die Temperaturen fallen auf 12-16° Celsius; Das erste Grillen auf unserem Balkon (Prawns und Fisch) ist daher eine relativ kurze Sache. Danach aber hat die Sonne ein Einsehen. Wir machen ein etwas ungewöhnliches Touristenprogramm mit unseren Gästen: Natürlich führen wir die beiden durch unser Stadtviertel und durch die City, Elke und Siegfried beobachten abends den Auszug der Fledermäuse von ihren Schlafplätzen im Botanischen Garten (vgl. Tipps für Sydney-Besucher) und nehmen die Fähre zu einem Ausflug nach Parramatta. Aber auch eine 2-stündige Kayaktour steht für Siegfried auf dem Programm, und unser berühmter Spit-to-Manly-Scenic-Walk. Nach einem langen Samstags-Bummel durch Paddington holen wir den Leihwagen ab und üben links-Fahren im engen Sydney (viele Straßen waren angelegt für 2 Bahnen je Richtung, inzwischen drängen sich dort 3 Bahnen). Am Sonntag fahren wir nach Palm Beach im Norden. Dort trainieren gerade Kite-Surfer, also Surfer mit einem überdimensionalen Lenkdrachen, der Sprünge bis zu 80 (!) Meter erlaubt. Es ist schwer, Siegfried von diesem Anblick loszureißen... Dienstags darauf beginnt für Elke und Siegfried das große Abenteuer: alleine durch Australien fahren, ohne genaue Tagesplanung, ohne vorgebuchte Hotels. Sie haben 20 Tage Zeit bis sie am 2. November in Adelaide in den Ghan steigen und wieder nach Sydney zurück kommen werden. Tage, die Nationalparks zu erkunden, die Great Ocean Road entlang zu fahren, wandern zu gehen, sich treiben zu lassen. Erste Berichte per Telefon hören sich faszinierend an: Die beiden werden von Fischern auf eine Bootstour eingeladen, bekommen neueste Fischereitechniken erklärt, und werden (am selben Tag) abends von einer Gruppe zum Grillen bei Würstchen und Wein eingeladen. Land und Leute kennen lernen ist so einfach hier!

Bier-Party im Paradies

Segeln auf den Whitsunday Inseln. Während Siegfried und Elke durch Südaustralien fahren gehen wir beide für eine Woche in Urlaub. Freunde vom Segelclub hatten uns eingeladen, zusammen zwei Jachten auf den Whitsunday Islands zu chartern. Die Tage vergehen mit Segeln, Kochen, Essen, Trinken, Schwimmen, Schnorcheln... Wir sind in den Tropen, sehen unzählige Schildkröten neben unseren Booten herschwimmen (Rhythmus: 5 mal Luft holen und dann wieder abtauchen), liegen einen Abend in einer Bucht mit Stachelrochen (nachdem Claudia 3 Stunden mit ihnen geschnorchelt ist, kennt sie jetzt die Bewegungen eines Stachelrochens und ist quasi per "Du" mit ihnen). Eine traumhafte Bucht hat Korallenriffe wie im Aquarium: Unterwasserwälder von Korallen der verschiedensten Formen, unzählige bunte Fische, riesige Muscheln ("Giant Clams"), sogar ein mit-einer-Seeschildkröte-schwimmen Erlebnis für Claudia. Leider frischt der Wind auf und der Ankerplatz ist nicht mehr sicher – die nachfolgenden Buchten haben weniger Korallen. Unser persönliches Paradies finden wir am vorletzten Tag in Chance Bay. Diese Bucht ist so unbeschreiblich seicht – feinster Sand, türkisfarbenes Wasser, keine (!) weitere Menschenseele an Land, Stachelrochen und Mangroven –, daß wir den Anker an diesem Tage gar nicht lichten, sondern einfach nur das Leben genießen. Siehe auch unsere Fotogalerie Segeln in den Whitsundays. Kaum zurück in Sydney können wir es nicht erwarten – was wohl? – richtig! Segeln zu gehen auf der Balmain Regatta.

Typisches Boot auf der traditionellen Balmain Regatta

Balmain Regatta. Die Wäsche nach unserem Segelurlaub ist noch nicht gewaschen, unser Kühlschrank ist immer noch gähnend leer, da machen wir uns bereits wieder fertig zu Segeln. Unser Club richtet die Balmain Regatta aus, ein Fest für die ganze Stadt. War die Regatta in ihrem Ursprung ein Rennen für Holzboote, so hat sie inzwischen verschiedenste Startklassen von traditionellen Ruderbooten über diverse Jollenklassen, Motorboote bis hin zu Rennjachten. Peter ist der offizielle Fotograph, während Claudia sich mit Poppy wieder in das Abenteuer Jollensegeln stürzt. Peter verbringt den Tag damit, wunderschöne alte und unverschämt neue Jachten zu fotographieren. Es sind über 200 Boote am Start. Der Wind ist stürmisch vorausgesagt (und Claudia macht sich schon bereit für einen neuerlichen Schwimmnachmittag). Claudia und Poppy haben einen hervorragenden Start. Beim Setzen des Spinnakers krängen wir bedenklich, und unsere Konkurrenz sieht uns schon im Wasser – dann aber stellen wir das Gleichgewicht wieder her, haben aus alten Fehlern gelernt, machen diesmal keinen "Nose Dive" (mit der Nase in die Wellen und dann kopfüber) und gehen nur ein einziges Mal über Bord: Auf der Zielgeraden, beim erneuten Setzen des Spinnakers, weil wir so elegant über die Ziellinie segeln wollten, daß wir in das Fernsehen kommen. Pech! Aber dafür kommen wir besser wieder aufrecht als jemals zuvor und sind uns einig, daß dies der beste Ragattatag ist, den wir bisher auf dem neuen Boot hatten ;-)

Bierbrauerin Claudia beim Abfüllen in Flaschen

Bierbrauerin Claudia. Schon direkt nach unserer Ankunft in Sydney im Mai hatte Claudia festgestellt, daß ihr das australische Bier nicht schmeckt. Es gibt nur Lager oder Draught, importierte Biere sind unbezahlbar teuer. Im August wurde dann diese Bier-Unzufriedenheit konstruktiv genutzt, um eigenes Bier zu brauen (Hefeweizen, der Himmel für ein Hefeweizen). Und dann kam die schwere Zeit: Das Bier muß mindestens 2 Monate in der Flasche ruhen, bevor es getrunken werden sollte. Je länger, je besser. Jetzt also, Ende Oktober ist der lang ersehnte Augenblick gekommen: Das erste Home-Brew Bier wird getestet. Bange Fragen: Wird es genug Kohlensäure haben (die sich ja erst in der Flasche entwickelt), welche Beschaffenheit wird der Schaum haben, wie wird der Geschmack sein??? Andächtig öffnen wir die ersten beiden Flaschen. Es ploppt! Es schäumt! Es schmeckt! Nicht so gut wie ein Schöfferhofer, aber deutlich besser als alles, was wir bisher in Australien getrunken haben. Wir trinken unser Hefeweizen mit Zitrone (nun ja, hier ist alles anders). Das nächste Bier setzen wir an, als Elke und Siegfried aus Adelaide zurück sind – den Spaß können wir uns nicht verkneifen.