Oktober 2010

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Augen auf die Straße? Wozu?

Bildunterschrift? Siehe oben!

Ning-ning. Schon seit Elke und Siegfrieds Besuch im September 2009 warteten zwei wunderschöne hölzerne Laufräder auf ihren ersten Einsatz. Peter hatte seinerzeit seine letzten Miles & More-Punkte im deutschen Lufthansa-Onlineshop ausgegeben, ehe sie verfallen wären, und besagte "Lika-a-bikes" erstanden, die unsere Besucher dann mitbrachten.

Kurz nach unserer Rückkehr aus Deutschland ist es dann soweit: Wir packen Kind, Kegel und Räder ins Auto und machen uns auf den Weg nach Wahroonga Park, einen schönen Spielplatz im Nachbarstadtteil. Der ist umgeben von einem Innenstadtpark mit ensprechendem Wegenetz. Hier sollen Niklas und Jonas die ersten Gehversuche mit dem Laufrad unternehmen.

Natürlich sind erst einmal die Klingeln interessanter. Die geben dem Fahrrad übrigens wegen ihres Klingeling-Tons (und der noch nicht perfektionierten Aussprache unserer Sprösslinge) den Namen "Ning-ning". Doch irgendwann lässt dieses Interesse nach, und die beiden schieben stolz ihre neuesten Errungenschaften durch den Park, ehe sie es den anderen Kindern um sie herum nachmachen, und ihre Beine über den Rahmen schwingen. Pech für Niklas: Er ist die entscheidenden 3 Zentimeter kürzer als sein "kleiner Bruder". Es bleibt für ihn daher voerst beim Schieben, während Jonas sich — noch etwas wackelig, aber schnell souveräner — durch die Gegend stochert.

Zum Zeitpunkt dieses Berichts sind einige Wochen und mehrere weitere Übungseinheiten vergangen, und wir können berichten, dass (a) Niklas nun auch Laufrad fährt und (b) er dies sogar mindestens genauso gut kann wie Jonas. Beide sind nun im Stechschritt unterwegs und heben dann, wenn sie genug Schwung haben, die Beine in die Luft. Einfangen der beiden Ausreißer ist nur noch rennend möglich.

Finger weg, sonst ruf' ich meine Mama!

Findling. Unser neuer Eingangsbereich entpuppt sich als Lebensretter: An einem schönen Sonntagmittag bringen wir Freunde zur Haustür — vor kurzem wäre jeder Besucher noch durch den Carport gegangen — und finden davor einen Jungvogel. Der kleine Butcher Bird sieht ganz propper und fidel aus, scheint also nicht aus dem Nest gefallen zu sein (und ein solches entdecken wir auch nirgends). Vermutlich ein Fall von verfrühtem ersten Flugversuch.

Peter ruft den Wildlife Rescue Service WIRES an und bekommt den Rat, ein provisorisches Nest zu bauen als Schutz vor Katzen etc. Ein alter Plastikblumentopf findet sich schnell, wird mit Laub gefüllt und in einer Astgabel verschnürt. Bleibt nur noch, Klein-Butcher Birdie hineinzusetzen.

Das gestaltet sich tatsächlich als etwas schwieriger. Zwar pickt und hackt der Kleine wider Erwarten nicht um sich — zur Sicherheit hatten wir Lederhandschuhe angezogen; dafür fliegt Mami Butcher Bird, die die gesamte Zeit aufgeregt zwitschernd dem Geschehen beiwohnt, nun Tiefflugattacken an unseren Köpfen vorbei. Schließlich beschützt Peter Claudia, die den Findling trägt, indem er hektisch einen Ast über ihrem Kopf schwingt, bis der Winzling sein neues Zuhause bezogen hat.

Wir warten noch eine Weile in sicherer Entfernung, bis die Eltern dem Kleinen eine fette Schabe bringen und wir sicher sein können, dass sie ab sofort wieder "auf Schicht" sein werden.

Das Spielchen wiederholt sich in den folgenden Tagen übrigens noch zwei, dreimal, und wir haben gelernt, gegen tief fliegende Butcher Birds Fahrradhelme zu tragen. Irgendwann ist der Blumentopf dann verwaist, und wir hoffen, dass unser kleiner Schutzbefohlener nun auf eigenen Füßen steht.

Trick or treat?

Halloween. Also entweder machen sich amerikanische Einflüsse immer stärker bemerkbar, oder der Blick auf die Welt ändert sich an dem Tag, an dem man Kinder hat. Jedenfalls waren uns in den Vorjahren keine großen Halloween-Aktivitäten aufgefallen. Im Oktober 2010 aber hat der gute, alte Aldi seine Halloween-Sonderwoche, und es kommt, wie es kommen muss: Wir — genaugenommen Niklas und Jonas — werden zur Halloween-Party eingeladen ...

Tags vor dem großen Ereignis geht es also in den Kostümladen, wo Halloween-Verkleidung trotz des erst bevorstehenden Ereignisses schon um 40% reduziert ist. Vermutlich haben alle ernst zu nehmenden Eltern, nicht solche Anfänger, wie wir das sind, ihre Halloween-Planung schon vor Monaten generalstabsmäßig umgesetzt, so dass die Saison von uns unbemerkt bereits zu Ende gegangen ist. Macht nix, wir kaufen auch mit Nachlass! Zehn Minuten später haben Jonas und Niklas je einen schwarzen Umhang mit goldenen Kürbissen, Zauberern und Hexen darauf nebst passendem Zaubererhut.

Am Tag des eigentlichen Geschehens sind wir nachmittags zur Halloween-Party bei Jenny und Tim und deren Kindern Logan und Cameron eingeladen. Als wir dort (zu spät) eintrudeln, scharren die anderen Gäste schon ungeduldig mit den Füßen: Gleich soll es losgehen auf die Tour durch die Nachbarschaft, an Türen klopfen, Süßigkeiten ("Treat") einfordern oder einen Streich ("Trick") androhen. Diese Straße, so lernen wir, ist bekannt dafür, Halloween so richtig zu zelebrieren. Und wir wählen dieses Wort bewusst! Schon bald kommen wir an ein Haus, dessen Vorgarten mit künstlichen Spinnenweben, Skeletten, Spinnen "herausgeputzt" ist. An der Tür warnt ein Schild davor, dass die kinderfressende Hexe zwischen 17 und 19 Uhr zuhause sei. Und als diese schließlich aufmacht, schrecken selbst hartgesottene Halloweener ein wenig zurück. Die Dame mit der Hexenmaske und dem Buckel bietet den Kindern gebackene Finger an — ob's wirklich Kekse sind? —, Platten voller Hundehäufchen (Schokolade), eine Wanne Erbrochenes — erstaunlich, was man mit Gelatine und Maiskörnern fabrizieren kann. Die ersten Kinder haben genug und wollen umkehren. Nicht so Jonas und Niklas. Die haben das Prinzip von "trick or treat" schnell verstanden und sammeln in ihren Hosentaschen eifrig Lutscher, Gummibärchen und sonstige Zuckerware. Uns dagegen wird angst und bange um ihre noch so unbefleckten strahlend weißen Zähne ... Halloween muss von der Zahnärzteinnung gesponsort sein!

Der Beutezug nimmt ein jähes Ende, als eine Gewitterfront den Stadtteil in eine Freiluftdusche verwandelt. Wir flüchten zurück zu Jenny & Co., wo wir den Nachmittag ausklingen lassen. Während dieser Monatsbericht geschrieben wird und Niklas und Jonas nach einem ereignisreichen Tag tief schlafen, fragen wir uns, wie wir ihnen morgen klarmachen sollen, dass sie nun 364 Tage warten müssen, bis "trick or treat" wieder die erhoffte Wirkung zeigt.

Nachwort: Ein paar Tage später schickt uns eine Freundin einen Link auf YouTube, wo sie ihre Fotos als Diashow abgelegt hat: http://www.youtube.com/watch?v=21z3nlHYAJ0. Viel Spaß!