November 2010

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Warten auf die Fähre

Elke & Siegfried zu Besuch. Eine lieb gewonnene Tradition findet in 2010 ihre Fortsetzung: Claudias Eltern besuchen uns für drei Wochen im Oktober und November.

An sich gehört diese Jahreszeit, der Frühsommer, zu den schönsten in Sydney. Dieses Jahr ist sie jedoch ungewöhnlich kühl und von Schauern geprägt. Ein Wetterschema, das sich übrigens durch den ganzen Sommer 2010/11 ziehen wird. Nun ja, kein Beinbruch: Elke und Siegfried waren weniger wegen der Strände gekommen als vielmehr wegen Niklas und Jonas. Und Gutwetterphasen für Spielplatzbesuche gibt es allemal genügend.

So werden sie Zeugen, wie Jonas und Niklas zum ersten Mal mit ihren Laufrädern frei rollen. Darüber hinaus gibt es bei knapp Zweieinhalbjährigen jeden Tag irgendwelche Kleinigkeiten neu zu entdecken — Langeweile scheinen unsere Besucher nicht zu haben. Trotzdem regt sich bei Claudia und Peter irgendwann das schlechte Gewissen, weil man doch mal "was Richtiges" bieten sollte. Wir sind daher ganz froh, als das Wetter endlich Ausflüge in den Zoo und auf unser geliebtes Cockatoo Island zulässt. Und schließlich schaffen's wir dann auch, zu sechst gemeinsam Essen zu gehen. Niklas und Jonas sind nun alt genug, dass wir von einem Restaurantbesuch wieder mehr haben als nur Stress und Völlegefühl im Magen. (Was die lieben Wirte angeht, die fragen wir lieber nicht ...)

Kleinkinder sind nicht immer eitel Sonnenschein. Und so vermuten wir mal, dass Elke und Siegfried Mitte November mit einem weinenden, aber auch einem lachenden Auge die Heimreise antreten. Bis zum nächsten Wiedersehen mit den Enkeln haben sie nun erst mal eine wohlverdiente Verschnaufpause ...

Lasst uns in Ruhe lesen!

Potty-Training. Schon vor unserem Deutschlandbesuch im Mai/Juni hatte Claudia versucht, Niklas und Jonas aus den Windeln zu bringen. Der Herbst war sonnig und warm gewesen, und ihre Strategie bestand einfach darin, die beiden nackt auf unserer Terrasse spielen zu lassen und häufig nachzufragen, ob da denn wohl was komme. Die Zeit reichte allerdings nicht, und um größere Desaster in deutschen Wohnzimmern zu verhindern, wurde "Projekt Stubenrein" kurzerhand für ein paar Monate geparkt.

Mit Einsetzen des Frühlings geht's jedoch dort weiter, wo Claudia Anfang Mai aufgehört hatte. "Jonas, musst Du ein Pipi machen?", "Niklas, drückt Dich ein Poo-Poo?" wird sie nicht müde, im Halbstundentakt zu fragen. Oder die beiden werden einfach direkt auf eines der vielen strategisch im Haus verteilten Töpfchen, im Englischen Potty genannt, gesetzt. In der Hoffnung, dass der Zufall mithilft und Mutter Natur just in diesen Minuten ihre Pforten öffnet.

Jeder Erfolg wird beklatscht, und als weiteren Anreiz verspricht Peter, bei Erfolg ein Bildchen auf eine Wandtafel zu malen. Bald schon ist die gefüllt mit Autos, Flugzeugen, Löwen und kleinen Jungs auf Potties. Niklas ist etwas zögerlicher, was das Annehmen dieser neuen "Technologie" angeht, und wir haben manchmal den Eindruck, dass er auf den Moment wartet, in dem er wieder in Windeln kommt, um dann endlich Druck abzulassen. Aber auch er wird immer zuverlässiger.

Muss er auch, denn schon nach wenigen Tagen geht Claudia einen Schritt weiter und lässt die Windeln erst zur Mittagschlafzeit, bald danach in der Nacht weg. Ihre Theorie: Ansonsten würden die Kleinen verwirrt werden und gar nicht verstehen, was von ihnen erwartet wird und wann sie ihr Geschäftchen wo erledigen sollen. Das Konzept geht auf. Nach weniger als einer Handvoll Unfälle sind Niklas und Jonas zum Zeitpunkt dieses Berichts den Windeln entwachsen. Die letzten Windeln, die wochenlang noch vorsorglich in Einkaufszentren oder Kinderkrippe mitgenommen worden waren, werden verschenkt. Die beiden Kleinen "funktionieren" wie Große. Und wie die nehmen sie sich auch schon mal ein Buch mit auf's Örtchen (sowie Teddybären, Spielzeugautos und Sxhwimmbrillen).

Der Erfolg erfüllt uns zugegebenermaßen mit Stolz. Nicht wenige Eltern von Vierjährigen gestehen, dass ihre Kleinen zumindest nachts noch eine Windel anbekommen. Und die Supermarktregale bezeugen, dass es einen Windelmarkt für Kinder um die 25 Kilo gibt (unsere wiegen jeweils etwa elf). Zwillingsjungens in so kurzer Zeit in so jungem Alter aus den Windeln bekommen zu haben — Hut ab, Claudia!