April 2013

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Lindau: Welche Alpen?

Wasserburg: Stahlross vor Zwiebelturm und Nebel

Überlingen: Nichts für überbreite Schwertransporter

Marienschlucht: Das Fahrrad bleibt oben

Schaffhausen: Seht her, so groß bin ich!

Stein am Rhein: Rother Ochsen, bunthe Fassaden

Konstanz: Bikies

Bodensee. Ein Highlight unseres Deutschlandaufenthalts steht im April auf dem Programm: Eine Radtour entlang des Bodensees. Genau genommen ist die Aufgabenverteilung ähnlich wie in Sydney: Claudia bevorzugt Kajaken — diesen Sport "darf" sie während unseres Besuchs übrigens ab und zu beim Karlsruher TV am (Alt-)Rhein ausüben —, während Peter für's Radeln zuständig ist. Hier am Bodensee ist die Planung daher, dass Peter in die Pedale tritt, Claudia, Niklas und Jonas sich einen tollen Tag machen und mit dem Auto an den nächsten Zielpunkt fahren, wo man sich nachmittags wieder trifft. Aucb ein paar Ruhetage sind einkalkuliert, an denen das Fahrrad im Keller bleibt.

Zu uns gesellen sich Claudias Eltern Elke und Siegfried, die seit kurzem stolze Besitzer von "Pedelecs" sind, Fahrrädern mit Elektromotorunterstützung. Die wollen sie nun auf Herz und Nieren testen.

Unsere Streckenführung sieht vor, dass wir die Tour in Lindau beginnen, von dort nach Überlingen radeln, dann um den Überlinger See genannten nordöstlichen "Wurmfortsatz" des Bodensees nach Konstanz. Von dort soll es auf der Nordseite des Untersees und anschließend am Rhein entlang in die Schweiz gehen, nach Schaffhausen. Der nächste Streckenabschnitt bringt uns wiederum nach Konstanz zurück — diesmal aber auf der Südseite des Untersees. Am Abschlusstag geht es von dort mit der Fähre nach Meersburg und auf dem Rad zurück nach Lindau, wo Elkes und Siegfrieds Auto warten würde. Ruhetage für touristische Unternehmungen sind gleich zu Anfang in Lindau, dann in Schaffhausen und Konstanz vorgesehen.

An diese Planung halten wir uns auch mit kleinen Abweichungen. So bleibt z.B. unser Auto bei der Unterkunft in Lindau stehen, und Claudia fährt mit dem Wagen ihrer Eltern. Und am allerletzten Tag beschließt Peter in Konstanz, dass es doch schade wäre, den See nicht ganz zu umrunden; wer weiß, wann er mal wieder in diese Gegend kommt? Also radelt er auf der Süd- und Ostseite des Sees durch die Schweiz und Österreich nach Lindau, wo er nach 95 km mit deutlich spürbarem Hinterteil ankommt ...

Zur Tour selbst: Sie erfüllt alle unsere Erwartungen! Zwar ist es noch früh im Jahr, entsprechend kühl und wolkenverhangen. Die Fotos sind Beschreibung genug. Dafür sind aber die Radwege, im Sommer randvoll mit Radfahrern jeglichen Niveaus und jeglicher Geschwindigkeit, noch gähnend leer. An einem Tag, ausgerechnet dem mit dem größten Pensum, regnet es ab dem Mittelpunkt der Strecke Hunde und Katzen. Elke, Siegfried und Peter kommen mit dicken Matschkrusten in der JuHe Schaffhausen an. Eine heiße Dusche, ein warmes Essen, ein Glas Rotwein später, und die Strapazen des Tages haben nur noch Anekdotencharakter. Schön Wetter kann ja jeder ...

Die Bodenseeregion ist sicher eine der schönsten Europas. Alte Städte mit Kopfsteinpflaster, Wochenmärkten, Segelboothäfen, direkt am See gelegen, im Hintergrund (jedenfalls bei klarer Sicht) die um diese Jahreszeit noch schneebedeckten Nordausläufer der Alpen — der Freizeitwert und die Lebensqualität sind hoch. Das genießen auch Claudia, Niklas und Jonas, die "ihr eigen Ding" unternehmen. Ein, nein das Highlight für die Kleinen ist der Besuch im Friedrichshafener Zeppelin-Museum. Der war schon Wochen zuvor versprochen, und von kaum etwas anderem war die Rede. Als am Wochenende unserer Ankunft in Lindau das erste Luftschiff majestätisch seine Runden über dem See zieht, sind Niklas und Jonas aus dem Häuschen. (Niklas schreit Jonas quasi aus dem Klohäuschen heraus, in dem der just in diesem Augenblick ist.) Für die beiden steht fest: "Wenn ich einmal groß bin und von Zuhause ausziehe, ziehe ich nach Friedrichshafen; da sehe ich jeden Tag einen Zeppelin!"

Ein paar Wochen vor der Tour hatten wir übrigens zwei Kinderfahrräder organisiert, und dank jahrelanger Erfahrung mit ihren Laufrädern können Jonas und Niklas schon recht selbstbewusst damit umgehen. Ohne Stützräder natürlich! Die Räder sind daher mit am Bodensee dabei und werden nachmittags am jeweiligen Zielort oft noch "ausgefahren". In Lindau wäre der ausführliche Stadtrundgang ohne Rad-Unterstützung ein Desaster geworden. In Konstanz kurven Niklas und Jonas im Hafen um die Touristen herum. Ganz besonders stolz dürfen die beiden aber sein, als sie am Schlusstag unserer Tour mit Oma und Opa mit der Fähre von Konstanz nach Meersburg übersetzen und von dort 10 km entlang des Sees radeln dürfen, ehe Claudia sie einsammelt.

Das Kreuz der Südstadt

Multi-Kulti-Fest. Kaum zurück in Karlsruhe, steht ein weiteres Highlight auf dem Programm: Niklas und Jonas Kindergarten in der Karlsruher Südstadt feiert sein Jahresfest, aus gutem Grund "Multi-Kulti-Fest" genannt. Von den 107 Kindern haben nur 20 ein reinaus deutsches Elternpaar; 25 Nationen sind repräsentiert. Unter den vorwiegend süd-, südost- und osteuropäischen Familien sind wir "Australier" sicher ein wenig "Exoten". Aber nicht die einzigen: Auch das mittelamerikanische Belize oder das afrikanische Eritrea stellen "Abordnungen".

Wie bei Kindergartenfesten üblich, sind die Eltern aufgefordert, aktiv teilzunehmen. Im Vorfeld haben wir zu Hause ein Plakat mit den Umrissen Australiens gemalt, verziert mit Bumerang, Haien, Känguruhs und weiteren typischen Australien-"Zutaten". Claudia bereitet Baked Potatoes und Würstchen vor, die an unserem Stand verkauft werden. Wir futtern uns derweil durch ungarische, russische, nordafrikanische, türkische, ... Küchen. Eine tolle Gelegenheit, andere Kulturen und vor allem andere Eltern kennenzulernen.

Die Kinder haben im Vorfeld Lieder und Tänze verschiedener Nationen einstudiert, die sie zur Aufführung bringen. Ein Programmhöhepunkt ist sicher die internationale Modenschau, für die aus Plastiktüten landestypische Trachten geschneidert worden sind. Was man in Down Under typischerweise trägt? Nun, Niklas und Jonas treten in Cowboy-Westen mit dem Kreuz des Südens auf.

Käpt'n Claudia (Foto: Niklas)

Niklas: beim Nicht-Paddeln ertappt

Kanufahrt auf dem Altrhein. Wie oben beiläufig erwähnt, kann Claudia auch in Karlsruhe, obwohl ca. 700 km von jedem Strand entfernt, ihrem geliebten Kajaksport nachgehen: Der Karlsruher Turnverein (KTV), Abteilung Paddeln, macht's möglich. Schon im Vorfeld unseres Besuchs war Claudia mit dem KTV in Kontakt getreten, hatte ihre Paddelhistorie geteilt und war als temporäres Mitglied aufgenommen worden. Nicht ohne dass ihr gesagt worden war, dass Eskimorollen bei KTV-Aktivitäten üblicherweise keine Rolle spielen.

Das Vereinsheim des KTV liegt am Altrhein im Karlsruher Westen. Dort ist dem Rhein, der seit Tullas Zeiten ziemlich begradig daherfließt, wieder natürlicher Überschwemmungsraum zurückgegeben worden. Parallel zum Strom finden sich urige Seitenarme, vom Flusswasser gespeist, aber deutlich langsamer fließend. Hier sieht man auch einmal das Farbenspiel eines Eisvogels aufblitzen oder Bisamratten am Ufer dösen. Und hier startet der KTV üblicherweise seine Ausflüge.

Claudia bekommt gleich beim ersten Treffen mit Vereinsmitgliedern vertrauensvoll einen Vereinsheimschlüssel ausgehändigt und darf sich im Bootshaus "bedienen". Dort gibt es neben Kajaks auch Kanadier und Kanus für Ausflüge mit der gesamten Familie. Da Peter "auf Schicht" muss, werden kurzerhand unsere Freunde Sandra und Heiko samt Kindern Mara und Max eingeladen, die sich auch nicht lange bitten lassen. Vor allem für die Kleinen ist so eine Tour eine Riesen-Gaudi, erst recht, wenn sie mit eigenem Paddel mithelfen oer den Ausflug mit Mamas Kamera dokumentieren dürfen. Dass am Ende noch Würstchen am KTV-Vereinsheim gegrillt werden, rundet einen ohnehin sehr gelungenen Nachmittag vollends ab.