Juni 2013

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Überdimensionales Scrabble im ZKM

49. Geburtstag (und 363 Tage ...). Im Juni 2012 war Peter 49 Jahre alt geworden. Da aber war er in Sydney gewesen, so dass die Familie und Freunde in Deutschland nicht mit ihm zusammen anstoßen konnten. Ehe sich der Jahrestag seines Werdens ein weiteres Mal wiederholt, wird daher gerade noch rechtzeitig der 49ste nachgefeiert. Nicht dass hier irgendjemand Probleme mit dem "Runden" hätte, nein ...

Anfang Mai waren Einladungen entworfen, gedruckt und versandt worden. Im späten Juni versammeln sich knapp 40 Freunde und Verwandte zum gemeinsamen Brunch und anschließenden Museumsbesuch. Denn Peter hat das Foyer des Zentrums für Kunst- und Medientechnologie (ZKM) als Ort zum Feiern gebucht. Der Flecken strotzt nur so von kreativen Ideen und Inspiration. Das ZKM ist in ehemaligen Industriehallen zu Hause. Über hunderte von Metern erstrecken sich Fertigungsgebäude und dazwischen überdachte "Lichthöfe". Einer davon beherbergt das Museumscafé, in dem die hartgesottenen "Frühstücker" dann auch am späten Nachmittag noch zu finden sind. Kein Wunder, denn der Streifzug durchs ZKM macht Hunger — und Durst! Schön ist's, so viele Wegbegleiter durch (fast) ein halbes Jahrhundert um sich zu haben, Erinnerungen nochmals aufleben zu lassen und Pläne zu schmieden.

Zwei Tage später ereilt Peter dann doch sein Schicksal, und das halbe Jahrhundert wird nun doch voll gemacht. Um diesem denkwürdigen Ereignis die Brisanz zu nehmen, hat Claudia einen Babysitter organisiert und führt ihren Mann, gestern noch gut 40, ab diesem Tag auf die 60 zugehend, aus zu türkischem Essen und Jacques Brel-Chansons im Badischen Staatstheater. Suuuuuuper! Die nächsten 50 können kommen!

Zwiebeltürme

Türmchentürme

Hofbräuhaus

Dreh-Moment

(An)spannung

Nürnberger Lebkuchenmann

Burgdame und Ritter

München und Nürnberg. Kurz nach Peters "Rundem" fahren wir für eine Woche in Urlaub — Städtetourismus. Was für Pläne hatten wir im Vorfeld unseres Deutschlandbesuchs gehabt! Wochenenden in Paris, Kurzurlaub in Prag, vorgezogener Frühling in Norditalien. Sie alle fielen entweder geänderten Rahmenbedingungen zum Opfer — Kindergartenfesten, Unfällen —, oder waren, wenn man ehrlich ist, schon von Anfang an Illusion. Denn wir sind nicht im Urlaub, sondern haben "nur" unseren Alltag um 17.000 km verlagert. Peter muss Montag bis Freitag arbeiten, Jonas und Niklas sind im Kindergarten, an Claudia bleiben all die alltäglichen Aufgaben hängen. Manchmal ist man einfach nur froh, die Füße und Seele baumeln lassen zu können und vielleicht noch ins Kino zu gehen. Hotel buchen, Koffer packen, Stunden im Auto verbringen, danach steht einem dann nicht mehr der Sinn.

Rückblickend können wir dennoch sehr zufrieden sein mit all dem, was wir gesehen und erlebt haben. Und dieser Kurzurlaub gehört dazu. München und Nürnberg lauten unsere Ziele. Die Entscheidung für Nürnberg fällt dabei sogar erst am Ende des München-Aufenthalts, als unser Hotelzimmer schon anderweitig vergeben ist, wir also nicht mehr bleiben können. Wir finden eine neue Bleibe in der mittelalterlichen Burg, die nun eine frisch renovierte Jugendherberge beheimatet, welche eher an ein Designer-Hotel erinnert. Alte Mauerbögen und Milchglas, dicke Eichenbalken und indirekte Beleuchtung — wir sind begeistert! Ebenso vom Stadtbild, dem man wahrlich nicht ansieht, dass Nürnberg im 2. Weltkrieg so stark zerstört worden war, dass man schon mit einem totalen Neuaufbau liebäugelte. Heute laden Biergärten in von hohen Mauern umgebenen Innenhöfen zum Verweilen ein, alte Brücken über die Pegnitz bieten immer neue Perspektiven, Kräutergärten auf der Stadtmauer und im Burggarten verströmen atemberaubenden Duft. Wir buchen Besichtigungen des mittelalterlichen Gefängniskellers unter dem Rathaus und wissen anschließend, warum die Tour an sich erst für Jugendliche jenseits der 16 offen ist: Die detailreichen Beschreibungen diverser mittelalterlicher Foltermethoden, Erzählungen von um 10 cm gestreckten Opfern, der Anblick von Daumenschrauben und die Vorstellung absoluter Dunkelheit jagen uns Schauer über den Rücken. Wir achten sorgsam darauf, dass Niklas und Jonas nicht jedes Detail mitbekommen. Ein Besuch der Felsenkeller, die sich in drei Etagen unter Teilen der Altstadt hinziehen, und die in früheren Zeiten als Luftschutzbunker, davor aber schon als Aufbewahrungsraum für Bier genutzt worden waren, rundet unsere Tour ab. Einziger Wermutstropfen: Niklas ist noch nicht gut genug zu Fuß, um all dies alleine zu machen. Weiterhin wird er im Rollstuhl geschoben, und Claudia trägt ihn durch die Gewölbe. (Peter muss sich da seit seiner Operation in 2009 etwas zurückhalten.)

Unser Besuch in München war ganz anders gewesen: Das Wetter ist eher durchwachsen, so dass wir statt Sight-seeing zwei Tage im Deutschen Museum verbringen. Peter fühlt sich erinnert an die Zeit, als es mit seinem Vater ab und zu ein Wochenende in München verbrachte, um genau dasselbe zu tun. Da war er allerdings schon deutlich älter gewesen, als Jonas und Niklas dies sind. Trotzdem kein Problem: Auch für fast Fünfjährige bietet das Museum jede Menge Abwechslung. Nicht nur in der extra eingerichteten Kinderecke, in der man in überdimensionalen Wasseranlagen das Prinzip von Schleusen und Brunnen kennenlernt, feststellt, wie Hohlspiegel das Bild verzerren u.v.m. Auch die an sich den "Großen" vorbehaltenen Ausstellungen faszinieren: Der Hausmeister, der wie schon bei den Besuchen in Peters Jugendzeit in einem Faraday-Käfig einem Blitzschlag ausgesetzt wird; die Modelleisenbahn, anhand derer erläutert wird, wie Züge durch das Gleisnetz geleitet werden; die Experimente mit flüssigem Stickstoff, wo die Jungens sich vor Lachen kaum halten können, als der Vorführende einen in Stickstoff getauchen Keks verspeist, um anschließend herzhaft Dampf aus der Nase zu blasen; die Mechanikabteilung, in der anhand von Kugeln Impulserhaltung illustriert wird (wobei dieser Aspekt Niklas und Jonas noch entgeht); das künstliche Bergwerk und und und.

Ein wenig Bummeln ist dann aber doch möglich. Und zur Krönung unseres München-Besuchs fahren wir abends nach Schwabing, wo wir in einer urigen Kneipe Julie und Thomas sowie ihre Söhne Jonas und Max treffen. Die vier wohnen sonst ebenfalls in Sydney, wo wir sie bei vielen Parties bei unseren Freunden, den Brownies, getroffen hatten. Ähnlich wie wir haben sie Australien aber auf Zeit verlassen — sogar für eineinhalb Jahre —, um die Kinder in Deutschland in die Schule gehen und das Leben im Herzen Europas erleben zu lassen. Über dem Austausch von Erfahrungen sitzen wir bis spät in den Abend zusammen. Später, als Jonas und Niklas das sonst zugestanden wird. Naja, es ist ja Urlaub!